Feminismus siegt über Pragmatismus
Es war wie eine Schlacht aus längst vergangen geglaubten Zeiten, die plötzlich erneut geschlagen werden sollte. In der Stadtrats-Sitzung am 16. Dezember 2009 erblickte ein äußert merkwürdiger Antrag das Licht des Tages. Stadträtinnen der Linksfraktion, der SPD und der Grünen zerrten die doch schon etwas angestaubte des Ideologie des Sprachfeminismus aus der Mottenkiste.
Konkret störten sich die Damen an der Tatsache, dass in einer Satzung des Stadtrates Bezeichnungen für Ämter und Funktionen in der „männlichen“ Form gehalten werden. Natürlich sind damit – den Regeln der deutschen Sprache, als auch den Bestimmungen des Grundgesetzes folgend – immer Männer und Frauen gemeint, ja, sogar so genannte Transgender, also Menschen, die sich über ihre geschlechtliche Zugehörigkeit wohl selbst nicht so ganz sicher sind.
Trotzdem meinten die Verfechterinnen der angestaubten Ideologie des Feminismus, die vermeintliche sprachliche Benachteiligung von Frauen in der Entschädigungssatzung des Stadtrates als das Hauptübel unserer Zeit ausgemacht zu haben. Frau Zais (Grüne) meinte sogar, den Wegzug von jungen Frauen genau damit erklären zu können.
Natürlich hatte die Diskussion auch eine unterhaltsame Seite. So ergriff der PRO-CHEMNITZ-Fraktionsvorsitzende Martin Kohlmann das Wort: „Um jenen Frauen hier entgegenzukommen, die offensichtlich ein Leck in ihrem Selbstbewusstsein haben, schlage ich vor, in der ganzen Satzung stets nur die weibliche Form zu verwenden. Ich glaube, wir Männer werden uns dadurch nicht zurückgesetzt fühlen.“ Die zustimmenden Lacher quer durch alle Fraktionen waren ihm sicher.
Hervorgehoben muß auch einmal, wenn unsere Oberbürgermeisterin etwas Sinnvolles sagt: Sie erklärte, die Gleichberechtigung der Frauen hängt nicht von solchen Bezeichnungen ab. Recht hat sie.
Der Antrag der Alt-Feministinnen, die sich vor den Augen der anwesenden Chemnitzer Bürger einmal mehr zum Gespött gemacht hatten, wurde schließlich mit einer Mehrheit angenommen. In der Satz7ung heißt es nun also immer „Der sachkundige Einwohner/die sachkundige Einwohnerin“ und „jeder Stadtrat/jede Stadträtin“. Gott sei Dank hat unsere Stadt ja sonst keine Probleme.