Seit Ende ver­gan­gener Woche über­schla­gen sich die Mel­dun­gen über einen Kor­rup­tion­sskan­dal, der immer größer zu wer­den scheint. Jet­zt wird bekan­nt, dass seit­ens der Stadt vor­erst keine finale Unter­schrift unter den Mietver­trag für das ehe­ma­lige Kaufhof-Gebäude, geset­zt wird, da ein unter­legen­er Bewer­ber rechtlich gegen den Zuschlag für den über über 6 Mil­lio­nen Euro teur­eren Stan­dort vorge­ht. Gle­ichzeit­ig eröffnet die Lokal­presse Nebenkriegss­chau­plätze und bauscht die Park­platz-Affäre, in die vor allem die Chem­nitzer AfD-Stad­trats­frak­tion ver­wick­elt ist, zum eigentlich Skan­dal auf, obwohl dies nur ein Nebenkriegss­chau­platz ist, um von der möglicher­weise viel größeren Dimen­sion, der im Raum ste­hen­den Zahlung von „Spenden“ aus dem Umfeld der Krieger Gruppe an ver­schiedene Gliederun­gen von Parteien, abzulenken.

In unser­er Pressemit­teilung “Mafia-Meth­o­d­en in Chem­nitz? Offen­bar Kor­rup­tion bei Entschei­dung über Sozialamt-Umzug!” geben wir eine Über­sicht über den bish­eri­gen Ken­nt­nis­stand bei der Aufk­lärung des Skandals.

Zur Einord­nung der weit­eren Entwick­lung seit Mon­tagvor­mit­tag schauen wir uns einige Auss­chnitte aus der Medi­en­berichter­stat­tung näher an, begin­nend mit der Park­platz-Affäre, bei der die Wider­sprüche bere­its ganz offen doku­men­tiert sind:

Die „Freie Presse“ berichtete am Mon­tag­mit­tag unter der Über­schrift “ ‘Halt­lose Anschuldigun­gen’: So reagiert die Krieger-Gruppe auf Vor­würfe des Chem­nitzer AfD-Chefs Nico Köhler”:

Am Mon­tagvor­mit­tag äußerte sich auf ‚Freie Presse‘-Anfrage Andreas Uhlig von der Krieger-Gruppe zu den erhobe­nen Vor­wür­fen. ‚Das sind halt­lose Anschuldigun­gen‘, so Uhlig. Es gebe derzeit gar keine Dauer­mi­etverträge für das Parkhaus. Grund: Das Parkhaus werde gebraucht, um Bauschutt und Co. Im Zuge der Umbauar­beit­en abzutransportieren

Die Botschaft: Eine Ver­mi­etung des Park­platzes stünde über­haupt nicht zur Debat­te, auch zu Ange­boten über dauer­hafte Park­plätze in der Ver­gan­gen­heit ver­liert der Sprech­er der Krieger-Gruppe kein Wort.

Ganz anders dann bei „Tag24“ am Abend, denn dort hat sich die AfD-Stad­trats­frak­tion, offen­bar ohne vorherige Absprache mit der Krieger Gruppe, geäußert:

Im Nach­gang der Abstim­mung gab es ein Ange­bot für vergün­stigte Stellplätze. Ein Ver­tragsab­schluss kam nicht zus­tande, da die Ver­tragsange­bote unser­er­seits nicht an den Ver­mi­eter zurück­geschickt wurden.

Na sowas: Plöt­zlich geht es bere­its um ganz konkrete Ange­bote durch die Krieger Gruppe, an die sich sel­bige wohl nicht mehr erin­nern kann oder möchte. Es braucht keinen detek­tivis­chen Spürsinn, um zu erken­nen, dass hier einiges faul sein dürfte.

Und jet­zt zum eigentlichen Mega-Skan­dal, den nur Radio Chem­nitz in einem Neben­satz aufgreift:

Er geht noch weit­er, spricht von Spenden aus dem Umfeld der Krieger-Gruppe, über die beim Kreis­parteitag der AfD am 11. April auch gesprochen wor­den sei.

Im Klar­text: Die Krieger Gruppe bzw. deren direk­tes Umfeld soll dem Kreisver­band der AfD vor (!) der Abstim­mung über den Zuschlag Geld gespendet haben. Und, so kur­siert schon länger das Gerücht, diese Spenden kön­nten nicht nur die AfD, wo bei einem Parteitag vor Dutzen­den Mit­gliedern bere­its offen über den Spenden­er­halt disku­tiert wor­den sein soll, erre­icht haben, son­dern eben auch andere Parteien im Chem­nitzer Stad­trat. Von denen es freilich kein Äußerung dazu gibt. Genau hier wäre jedoch die Auf­gabe kri­tis­ch­er Medi­en, nachzu­forschen: Hat es Zahlun­gen der Krieger Gruppe an andere Parteien gegeben?

Ganz auf Dum­men­fang geht dann die „Freie Presse“, die in ein­er Veröf­fentlichung am Mon­tagabend die Rats­FRAK­TIO­NEN, nicht aber die Kreisver­bände der Parteien mit der Frage nach Zuwen­dun­gen durch die Krieger Gruppe konfrontiert:

Die Stad­trats­frak­tio­nen von CDU, BSW, SPD, Linken und Grü­nen teil­ten auf ‚Freie Presse‘-Anfrage mit, sie hät­ten in den zurück­liegen­den zwölf Monat­en kein­er­lei Zuwen­dun­gen oder Vergün­s­ti­gun­gen durch die Krieger-Gruppe erhalten.

Entwed­er ist es die pure Unfähigkeit der Freien Presse, die nicht zwis­chen den Rats­frak­tio­nen als Teil der Stadtver­wal­tung, deren einzige Auf­gabe die Rat­sar­beit ist, sowie den poli­tis­chen Gliederun­gen, den Kreisver­bän­den der Parteien, unter­schei­den kann. Oder es soll eben weit­er ver­dunkelt wer­den. Denn im Raum ste­hen keine Parteis­penden an Frak­tio­nen, son­dern eben an die Kreisverbände.

Auch eine andere Ver­mu­tung von uns, die wir bere­its in der gestri­gen Pressemit­teilung vorge­bracht haben, scheint sich zu bestäti­gen: Aufk­lärung durch die Ermit­tlungs­be­hör­den dürfte eher nicht zu erwarten sein. Obwohl bere­its am Mon­tagvor­mit­tag gegen 10.00 Uhr über das elek­tro­n­is­che Anwalt­spost­fach Strafanzeige (zunächst gegen Unbekan­nt) erstat­tet wurde, wollte die Staat­san­waltschaft Chem­nitz den Ein­gang der Anzeige selb­st am Nach­mit­tag nicht bestäti­gen. Statt bere­its nach der Presse­berichter­stat­tung auf Eigenini­tia­tive hin Ermit­tlun­gen einzuleit­en, wird offen­bar selb­st bei der Leerung des Postein­gangs und der anschließen­den Weit­er­bear­beitung der Strafanzeige keine allzu große Eile an den Tag gelegt.

Der Chem­nitzer Sumpf ist groß, ein regel­recht­es Sumpfge­bi­et. Deshalb bit­ten wir alle, die dazu beitra­gen kön­nen, die aktuellen Vorgänge aufzuk­lären, ihren Beitrag zu leis­ten: Parteis­penden in ein­er fün­f­stel­li­gen Größenord­nung dürften nicht nur dem Kreiss­chatzmeis­ter bekan­nt sein und auch son­st kön­nte jede Infor­ma­tion hil­fre­ich sein. Schreibt uns gerne per E‑Mail an [email protected] und lasst uns gemein­sam den Sumpf trock­en legen!

Rats­frak­tion PRO CHEMNITZ / Freie Sachsen
29. April 2025