Der Aufsichtsrat des Klinikums Chemnitz sollte gewählt werden. PRO CHEMNITZ stellte dafür Martin Kohlmann auf. Daß dieser kurz begründen wollte, warum er für dieses Gremium kandidiert und was er dort erreichen möchte, sorgte für Verwirrung. Unüblich sei das. Man müsse das prüfen. Im Ergebnis verkündete Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, man könne da wohl leider nichts dagegen machen. Dabei hätte sie besser mal zugehört, was Stadtrat Kohlmann da zu verkünden hatte. Die meisten Stadträte der anderen Parteien verließen vor Kohlmanns Rede den Saal.
Kohlmann: Meine sehr verehrten verbliebenen Damen und Herren, auch das Klinikum steht vor sehr schwierigen Problemen.
Das Eine ist die Personalsituation, das Andere die technische Ausstattung. Die Personalsituation ist schlicht und einfach als katastrophal zu bezeichnen. In einigen Einheiten ist das Durchschnittsalter der Krankenschwestern bei über 50 Jahren. Das heißt, bei dem aufziehenden Personalmangel kann sich jeder an drei Fingern abzählen, was für ein Problem da in den nächsten Jahren auf uns zukommt.
Vielfach sieht´s mit den Ärzten nicht viel besser aus. Ihnen allen ist bekannt oder sollte bekannt sein, daß hier in Sachsen, aber auch in ganz Deutschland ein großer Ärztemangel herrscht. Das Klinikum Chemnitz hat versäumt, über Jahre hinweg junge Ärzte heranzuziehen, so daß auch bei der Ärzteschaft mittlerweile eine ganz katastrophale Altersstruktur zu verzeichnen ist. In einigen Abteilungen geht über die Hälfte der Ärzte in den nächsten 5 Jahren in Rente.
Die Chirurgie im Küchwald mußte geschlossen werden, weil mehr als 10 Chirurgen auf Grund katastrophaler Arbeitsbedingungen gekündigt haben.
Ich denke, hier sind Aufgaben, die ein Aufsichtsrat lösen muß, der nicht nur aus Leuten besteht, die da ihre Zeit absitzen und ihr Sitzungsgeld kassieren, sondern der wirklich an den Problemen des Klinikums interessiert ist und sich hier einsetzen möchte.
Wir haben ein weiteres schlimmes Problem mit der Technik. Die ist in vielen Bereichen hoffnungslos überaltert. Im Bereich der Kinderklinik sind teilweise die Inkubatoren nicht mal mehr arbeitsfähig. Stattdessen nimmt man aber große Geldsummen in die Hand und baut einen tollen Glasbau mit Hotelcharakter und spekuliert öffentlich auf Privatpatienten aus wohlhabenden Ländern. Es war da sogar in öffentlichen Reden im Gespräch, daß man da arabische Scheichs oder amerikanische Millionäre in das Chemnitzer Krankenhaus zur Behandlung locken möchte damit.
Das gute Exemplar steht natürlich leer. Die Technik in den anderen Bereichen fehlt und vergammelt trotzdem.
Ein weiterer Punkt ist, daß in der Bevölkerung eine immer größere Nachfrage nach alternativmedizinischer Behandlung besteht. Die wird im Klinikum trotzdem nicht befriedigt. Es wird sich nicht mal annähernd geöffnet in diese Richtung. Auch im Gesundheitsbereich herrscht Marktwirtschaft. Man läßt hier ein großes Potential an Patienten anderen Einrichtungen bzw. auch einzelnen Heilpraktikern u. ä.
Ich denke, das sind Probleme, die angegangen werden müßten. Das würde ich gern tun und kandidiere deswegen auch für den Aufsichtsrat des Klinikums und nicht, weil ich zuviel Zeit hätte. Dankeschön.
(Glocke, Saal füllt sich wieder)