Wie kann man Chemnitz charakterisieren? Die Großstadt mit dem höchsten Altersdurchschnitt, aber auch mit der höchsten Kaufkraft in Sachsen. Eine Universitätsstadt, gewiß. In erster Linie aber eine traditionelle Industriestadt, deren Unternehmen noch heute in die ganze Welt liefern.
Doch dieses Image gefiel unserer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig bekanntlich nicht, und sie verordnete ein anderes: Chemnitz – Stadt der Moderne. Wir erinnern uns an die teuren Werbekampagne, die uns Bürgern diese Bezeichnung schmackhaft machen sollte.
Doch „Stadt der Moderne“ zu sein, reicht unseren Oberen mittlerweile nicht mehr. Als nächstes will sich Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig um den Titel „Stadt der Wissenschaft“ bemühen, den ein Gremium jeweils für ein Jahr vergibt. Diesmal sogar 500.000 € genehmigte die Mehrheit im Stadtrat für die Bewerbung. Als einzige Fraktion stimmte Pro Chemnitz gegen diese Ausgabe.
Denn: Sollte Chemnitz den Titel gewinnen, bekommt die Stadt ein Preisgeld: 250.000 €! Man muß kein Kaufmann sein, um zu erkennen, daß dies ein schlechtes Geschäft ist…
Den Ruf der Stadt soll dieser Titel verbessern, argumentieren die Befürworter dagegen. Wirklich? Bisher trugen zum Beispiel Oldenburg und Dresden den Titel „Stadt der Wissenschaft“. Haben Sie davon etwas mitbekommen? Ich nicht. Ebenso wenig wird es jemand von außerhalb erfahren, wenn Chemnitz diese Bezeichnung bekommt. Und wir Einwohner werden, fürchte ich, auch nicht feststellen, daß wir dann in einer „Stadt der Wissenschaft“ wohnen – ebenso wenig, wie wir bisher die „Stadt der Moderne“ fühlten. Außer auf den teuren Plakaten… Daß das dafür aufgewendete Geld an anderer Stelle fehlt, werden wir in Zeiten knapper Kassen wohl eher merken.
Warum will man Chemnitz unbedingt in der weiten Welt berühmt machen, ohne auf Kosten und Nutzen zu schauen? Mit diesem Größenwahn muß Schluß sein! Chemnitz ist eine Industriestadt, und die städtischen Mittel müssen dafür verwendet werden, um die Stadt für die eigenen Bürger lebenswerter zu machen.