Es klang mal nach einer wirklich gute Idee, was die Pressestelle der Stadtverwaltung Mitte des Jahres an die Fraktionen herantrug: Ab März 2013 sollten alle Stadtratssitzungen öffentlich übertragen werden.
Der Grundsatzbeschluß zur Ausschreibung dieser Aufgabe wurde also vom Stadtrat mit der Intension gefaßt, möglichst schnell einen lokalen Anbeiter (beispielsweise das “Sachsenfernsehen”) zu finden, der die Übertragung und das Zugänglichmachen der Sitzungsaufzeichungen im Internet übernimmt. Dafür wurden Kosten von 10.000 Euro pro Jahr veranschlagt, soweit so gut.
Im Dezember lag also das Ausschreibungsergebnis vor und — oh Wunder — die Kosten des günstigsten Bieters lagen um 70% höher als veranschlagt. Was also tun? Einen Rückzieher machen? Für CDU und SPD jedenfalls war das der einzig mögliche Weg. Sehr schnell waren die guten Vorsätze von “mehr Transparenz” und “besserer Einbindung der Bürger” vergessen. Die Fraktionen stimmten nahezu geschlossen dagegen.
PRO CHEMNITZ jedenfalls stand zur im Sommer gefaßten Entscheidung und stimmte für die Übertragung der Sitzungen durch den günstigsten Bieter. Das von der CDU vorgebrachte Argument, die Mehrkosten von 7.000 Euro pro Jahr seien den Bürgern nicht zu vermitteln, konnte PRO CHEMNITZ-Fraktionsvorsitzender Martin Kohlmann nicht nachvollziehen. “In Anbetracht dessen, daß wir jährlich hunderttausende Euro für die fragwürdige Tätigkeit von so genannten freien Trägern ausgeben, die dann irgendwelche soziokulturellen Projekte durchführen, die niemand braucht und auch keiner besucht, sind die 7.000 Euro Mehraufwand für eine sinnvolle Sache wie die öffentliche Übertragung der Ratssitzungen durchaus zu vertreten”, so Kohlmann gestern nach der Stadtratssitzung.